von Jan Schomburg
erschienen im dtv-Verlag (2017)
als Hardcover
255 Seiten
Zum Inhalt (Quelle: dtv Verlag)
Es ist Johanna schleierhaft, warum sie und Boris kein Paar sind.
Klar, eigentlich ist Boris mit Ana-Clara zusammen, aber die ist weit weg
in Portugal, während Johanna und Boris jede freie Minute miteinander
verbringen und über alles reden, außer darüber, warum sie sich noch
nicht geküsst haben. Johanna versteht das nicht, und das nervt sie. Und
sie will auch verstehen, warum Marcel sich auf der Klassenfahrt nach
Barcelona einen Mitschüler wie einen Knecht hält, warum Boris die ganze
Zeit kichern muss, während ihn vier Typen auf der Tanzfläche eines Clubs
zusammenschlagen wollen, und warum er nach dieser Nacht am See
plötzlich verschwunden ist. Gemeinsam mit Ana-Clara und Boris’ Eltern
sucht Johanna in Island nach Boris und findet heraus, dass viele Dinge
ihr Wesen verändern, je länger man sie betrachtet. Und dass Ana-Claras
Augen doch nicht so ausdruckslos sind, wie sie immer gedacht hat.
Man folgt Johanna und ihrer unverstellt ehrlichen Sicht auf sich und
ihre Umwelt voller Empathie und Zuneigung. Pointiert, mit zartem Witz
und dem sicheren Gespür für die Leichtigkeit in schweren Themen erzählt
Jan Schomburg von drei jungen Menschen und ihren Versuchen zu erkennen,
wie das eigentlich überhaupt gehen soll: leben.
Meine Meinung:
Das Cover des Buches hat mich sehr angesprochen. Es strahlt irgendwie eine gewisse Normalität aus. Nachdem ich das Buch gelesen habe finde ich das Cover noch passender. Der Zopf strahlt eine Einfachheit und Jugendlichkeit aus und könnte tatsächlich Johanna gehören. Außerdem gibt Wichtigeres, als eine perfekt sitzende Frisur.
Der Autor hat mich mit seinem authentischen Schreibstil und seinen ganz speziellen Stilmitteln absolut überzeugt.
Das Buch, aus der Ich-Perspektive von Johanna erzählt, lässt einen in die Gefühls-und Gedankenwelt einer Jugendlichen abtauchen, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Zu Beginn kommt mir Johanna doch recht kühl und sachlich vor, was mich irgendwie verwundert und auch fasziniert hat.
Doch ihre Gedanken sind oft sehr hinterfragend, wirken fast schon zu erwachsen und tiefgründig, andererseits aber auch abschweifend und wirr, eben dem Alter entsprechend.
Ich konnte die Gedanken, die sie hatte in den meisten Fällen jedoch absolut nachvollziehen.
"Siehst du", sage ich, "genau das meine ich. Wenn jetzt die ganze Klasse sagt, dass ich seltsamer bin, heißt das dann wirklich, dass ich seltsamer bin? Ist das dann wahr?" (Seite 108)
Sprünge in der Zeit kommen manchmal etwas aprubt und man muss sich anfangs erst einmal daran gewöhnen, später hat mich das jedoch gar nicht mehr gestört.
Boris lernt man auch "nur" aus Johannas Sichtweise kennen und bleibt daher etwas geheimnisvoll.
Das Buch umfasst so ziemlich alle Eigenschaften des Erwachsen werdens: schultypische Probleme, Freundschaft, Liebe, Eltern und Familie, Erkennen von Machtausübung und Positionen in der Gesellschaft, Erkunden der Sexualität etc.. Man begleitet Johanna in diesem Roman durch eine turbulente Zeit.
Ich habe das Gefühl, dass die Nacht im Zelt, als wir uns nicht geküsst haben, wie so eine Weiche war oder vielleicht eher wie eine Autobahnfahrt, die wir verpasst haben, und jetzt müssen wir bis zur nächsten Abfahrt in die falsche Richtung fahren, damit wir wenden können, nur dass halt keine Abfahrt kommt und wir deswegen endlos in die falsche Richtung unterwegs sind. (Seite 114)
In der Leserunde zu diesem Buch sind einige Leser nicht mit den Zeitsprüngen zurecht gekommen, einige haben Gedanken und Erlebnisse als unwichtig empfunden worden. Das Gefühl habe ich ganz und gar nicht. Ich habe jeden Rückblick, jeden Gedankengang als wichtig und zum Teil auch erklärend empfunden, manchmal vielleicht auch erst viele Seiten später.
In der Leserunde zu diesem Buch sind einige Leser nicht mit den Zeitsprüngen zurecht gekommen, einige haben Gedanken und Erlebnisse als unwichtig empfunden worden. Das Gefühl habe ich ganz und gar nicht. Ich habe jeden Rückblick, jeden Gedankengang als wichtig und zum Teil auch erklärend empfunden, manchmal vielleicht auch erst viele Seiten später.
Im ersten Augenblick
war ich vom Ende etwas enttäuscht, aber ich finde es passt
einfach zu diesem ganz außergewöhnlichen Buch, mit seinem ganz besonderen
Stil.
Ich
glaube, dass man dieses Buch entweder liebt oder hasst, viel
dazwischen wird es nicht geben. Daher empfehle ich Euch, lest euch vorher die Leseprobe durch, und macht erste Erfahrungen mit diesem ganz besonderen Schreibstil. Mich hat der Stil und die Gedanken von Johanna von Anfang bis zum Ende fasziniert und mitgenommen und daher bekommt dieser Roman auch von mir fünf Pfoten.