Freitag, 22. Oktober 2021

Die goldene Ananas

   -Beitrag enthält Werbung/Produktplatzierungen-


"Die goldene Ananas"

von Dennis Kornblum

erschienen 08.12.2020
im Tredition Verlag
Selfpublishing

Paperback
580 Seiten
ISBN: 978-3-347-12210-9
17,99 € inkl. MwSt.

auch erschienen als E-Book und Hardcover

(Stand 21.10.2021)

Vielen Dank an den Autor Dennis Kornblum und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Zum Inhalt (Quelle: Verlag):
Der junge Elias lebt seit fünfeinhalb Jahren in Wohnheimen für gemeindenahe Psychiatrie. Er hat die Diagnose Asperger-Syndrom und steht jeglichen Veränderungen ängstlich und grundsätzlich ablehnend gegenüber. Daher erfüllt es ihn eher mit Widerwillen, dass er nun in eine eigene Wohnung ziehen soll, in das Dachgeschoss eines Fünfparteienhauses. Hier geht es ihm anfänglich nur darum, möglichst seine Ruhe zu haben und seinen streng strukturierten Tagesablauf einzuhalten, der aus einer sechsstündigen E-Gitarren-Einheit, dem Konsum von Death-Metal-Alben, dem Schauen von Filmen und genau getimten Mahlzeiten und Zigarettenpausen besteht. Nach und nach werden jedoch die übrigen Hausbewohner auf ihn aufmerksam, und er kommt immer mehr in sozialen Kontakt, vor allem zu dem extrovertierten Endfünfziger Willi. Und plötzlich steht er vor ganz neuen Herausforderungen - Soll er es wagen, einer richtigen Band vorzuspielen? Die hübsche Kellnerin vom Café Auberge nach einer Verabredung zu fragen?
Vielleicht hat Willi ja recht mit der "goldenen Ananas"...


Meine Meinung:
Da mich das Thema Asperger Syndrom (einer "leichteren Form" von Autismus) angesprochen hat, musste ich nicht lange überlegen, ob ich der Zusendung eines Rezensionsexemplars von "Die goldene Ananas" zustimme. Da Dennis Kornblum selbst die Diagnose gestellt bekommen hat, versprach ich mir einen authentischen Roman, mit einem guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt des Protagonisten.

Elias zieht zu Beginn des Romans von einem Wohnheim in eine eigene Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Dort trifft er in den kommenden Wochen auf die verschiedenen Bewohner und Bewohnerinnen der weiteren Wohnungen. Wir begleiten Elias dabei, wie er jeden einzelnen kennenlernt und wie er damit umgeht. Sein sehr geregelter Tagesablauf nimmt zu Beginn des Romans einen wichtigen, teilweise recht ausschweifenden Teil der Erzählung ein. Im Laufe der Zeit wird Elias spontaner und lernt mit Abweichungen von Gewohntem und Geplantem entspannter umzugehen. Man lernt ihn auch als Leser immer besser kennen und schätzen und kann miterleben, wie Elias einen sich in den folgenden Wochen entwickelt. Elias war mir als Protagonist sehr sympathisch.
Neben Elias lernt man auch weitere Bewohner und deren ganz persönliche Probleme und Eigenarten kennen. Die meisten sind sympathisch, andere weniger. Willi hat mich ganz besonders begeistert, da er von Beginn an sehr offen gegenüber Elias ist und ihn (zumeist) so nimmt, wie er ist.


Der Schreibstil von Dennis Kornblum ist in "Die goldene Ananas" sehr flüssig und ohne großes stolpern zu lesen. Man kann der Handlung gut folgen, jedoch ist der Inhalt oft sehr detailgetreu und als Roman für mich auch teilweise zu ausschweifend. Der Tagesablauf der Hauptfigur wird mir zu oft, zu ausführlich beschrieben. Mit den Death Metal Bands und den Gitarrenfachbegriffen, konnte ich als Laie nichts anfangen und es hätte der Handlung nicht geschadet, wenn diese Anteile kürzer gehalten worden wären.
Allerdings um zu verstehen, wie ein Mensch mit "Asperger" denkt und handelt, war es genau richtig. Daher kann ich es auch nicht zu 100% als negativ betrachten. Da der Tagesablauf von Elias sich mit der Zeit veränderte und flexibler und abwechslungsreicher wurde, fiel mir auch das weiterlesen mit der Zeit leichter.
Nach den ersten zwei Kapiteln zweifelte ich daran, ob ich es tatsächlich schaffe, die 580 Seiten durchzuhalten. Ich habe auch insgesamt sehr lange für den Roman gebraucht.
Generell empfinde ich kürzere Kapitel als anregender zum Weiterlesen. Die Kapitellänge von 30-40 Seiten ist für meinen Geschmack zu lang. Für mich hätten sie deutlich kürzer ausfallen können.

Ich möchte dem Roman 4 Pfoten geben und das dieses mal auch kurz näher erläutern. Als reinem (Unterhaltungs-)Roman war er mir einfach zu ausschweifend und langwierig, der Lesefluss wurde durch die detailgetreue Schreibweise getrübt. Ich würde daher "nur" 3 Pfoten vergeben. Wenn ich den Roman, jedoch auch als das sehe, was ich davon erwartet habe, nämlich einen authentischen Einblick in das Leben und Denken einer Person mit Asperger Syndrom, könnte ich ganz klar 5 Pfoten vergeben. Daher entscheide ich mich hier für insgesamt 4 Pfoten als Gesamtbewertung und klare Leseempfehlung für diejenigen, die mehr über das Leben mit der Diagnose Asperger Syndrom erfahren möchten.